Was ist Landart?

Land Art , englisch, "Land-Kunst", früher auch Earth Art, englisch, "Erd-Kunst" genannte "künstlerische Landschaftsgestaltung".

Land Art (engl. für Landschaftskunst) ist eine Kunstrichtung der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Große Landschaften wie Wüsten, Felder oder Wasserflächen wurden als Objektträger künstlerischer Gestaltung genutzt. Die Dokumetation erfolgte wegen der großen Ausdehnung der Kunstwerke und der angestrebten Wirkung meist durch Luftaufnahmen.
Zitat:
"Land Art (auch Earth Work), Begriff für eine 1967 - 70 entstandene Kunstrichtung, die als Zweig der Concept Art wie diese teilweise auf die künstlerische Erstellung zugunsten der Animation von Bewusstseinsprozessen verzichtet. Land Art thematisiert die Beziehung Mensch - Umwelt, indem sie künstliche Gestaltungsprozesse in natürlichen Vorgegebenheiten exemplarisch vollzieht. Es handelt sich um Veränderungen, Eingriffe in die meist abgeschiedene Landschaft, die das Erlebnis der Natur, ihrer Gewalt und Erhabenheit provozieren wollen und damit zugleich gegen aktuelle Umwelt- und Zivilisationserscheinungen polemisieren...."
Zitat aus: Lexikon der Kunst, Karl Müller Verlag, 1994

Die Termini entstanden erst in unserer Zeit, doch die künstlerische Gestaltung der Landschaft und des Bodens, der sozusagen als Bildträger dient, hat eine alte Tradition. Gartenkünstler legten schon im Altertum Terrassen an und veränderten die Landschaft durch Anlegen von Gärten, Teichen und Wasserfällen. Besondere Berühmtheit erlangten die künstlich gestalteten Gärten der Königin * Semiramis. Einen Höhepunkt erreichte die Landschaftsgestaltung im Barock. Die moderne Bezeichnung Land Art (seit ca. 1960) bezeichnet für gewöhnlich Großraumprojekte, bei denen die artifiziellen Veränderungen der Landschaft durch riesige Erdbewegungen, z. B. Aufschütten von Wällen, Hügeln und dgl., bewerkstelligt wird. Auch moderne Freizeitzentren und Golfplätze werden zuweilen von Landschaftsdesignern und Landschaftskünstlern angelegt. Bekannte Werke der Land Art entstanden in großräumigen unbewohnten Gebieten, z. B. im kalifornischen Trockensee von El Mirage und in Wüstenzonen. Zur Land Art werden auch temporäre Bilder gezählt, etwa großformatige Zeichnungen in Sand und riesige Bilder, deren Darstellungen aus Pflanzenwuchs bestehen, der durch gezieltes Aussäen von Samenkörnern in vorgezeichneten Motiven entstanden ist. Solche als Großprojekte ausgeführte Werke der Land Art können am besten durch Luftaufnahmen präsentiert werden. ("Erd-Kunst") Die Kunstrichtung beginnt in Amerika und Europa um 1968. Die Künstler streben keine direkte Auseinandersetzung mit der äußeren Wirklichkeit an. Damit meinen sie das Gestalten mit Steinen, Erde, Sand, Wasser, Bäumen und Pflanzen. Sie bringen diese Materialien in Ausstellungen und Galerien und formen sie dort zu Kunstwerken. Diese Kunst ist vergänglich, denn sie kann nur an einem Ort gezeigt werden. Ebenso verhält es sich bei den Kunstwerken, die direkt in der Natur geschaffen werden, durch Eingriffe, Veränderungen und Neuformungen der Landschaft. Deshalb stellen die Künstler ihre Arbeiten in Dokumentationen vor, die aus Zeichnungen, Landkarten, Fotos und beschreibenden Texten bestehen. Vertreter: Joseph Beuys, Christo, Jan Dibbets, Raffael Ferrer, Michael Heizer, Douglas Huebler u. a.
Mitte der 60er Jahre begannen Künstler vor allem in den USA, ihre Arbeit außerhalb des traditionellen Ausstellungsbereiches Galerie und Museum zu realisieren. Was mit kleinformatigen, bescheidenen Zeichensetzungen in der Natur ihren Anfang nahm,
fand seine Fortsetzung in Großraumskulpturen von gigantischem Ausmaß.

1970 ist das Jahr, in dem Robert Smithson im Great Salt Lake in Utah das am häufigsten reproduzierte Werk der Land Art namens Spiral Jetty schafft, Nancy Holts Sun Tunnel entstehen von 1973 bis 1976 in einer Wüste von Utah, 1977 errichtet Walter De Maria in einer schwer zugänglichen Hochebene von New Mexico sein wahrnehmungsschärfendes Lightning Field und im Jahr 2001 will James Turrell sein Projekt Roden Crater (die „sixtinische Kapelle der USA“, Graf Panza) zum Abschluß gebracht haben; das Observatorium Star Axis von Charles Ross (seit 1975 in Bau, geplanter Abschluss 2006) und Double Negative (1969/70) von Michael Heizer sind weitere beeindruckende, ebenfalls im Westen der Vereinigten Staaten gelegene „Earthworks“, die einen enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand voraussetz(t)en.

Identität durch Landschaftserfahrung - die Faszination der Weite der amerikanischen Landschaft, ihre Grandezza, Schönheit und ihre Erhabenheit bestimmen die Landschaftsinterpretationen der bildenden Kunst Nordamerikas in der rund 200jährigen Geschichte bis in die unmittelbare Gegenwart. Auch die Werke der Land Art fügen sich in diese Kontinuität der Erfahrung von Landschaft.

Begriffe:

Earth Art / Earth Works

Ende 60er:

- Künstler aus Amerika, setzten die Landschaft als wesentlicher Bestandteil ihrer Kunst ein.

Sie Installierten ihre meist grossdimensionierten Werke aus Naturmateralien oft weit abseits der Zivilisation.

- Die Künstler verstanden ihre Kunst als Protest gegen die künstliche, kunsthoffästhetische und hemmungslose Vermarktung der Kunst.

- Sie lehnten Präsentationen in Museen ab.

- Sie entwickelten erheblichen technischen Aufwand für grossräumige Landschaftsprojekte, die nicht käuflich waren.

Prominente Vertreter:

Michael Heinzer, Christo und Jeanne-Claude, Walter De Maria, .....

Besonders eindrucksvoll dokumentiert sich der radikale Ansatz im Werk "Double Negative" von Michael Heizer aus dem Jahr 1969: Mit Bulldozern und Dynamit wurden zwei 9 Meter breite und 15 Meter tiefe, exakt lineare Einschnitte mit einer Gesamtlänge von mehr als 450 Metern in die Erosionskante der wüstenartigen Hochebene Mormon Mesa bei Las Vegas getrieben. 240.000 Tonnen Gestein mussten bewegt werden um einen enormen Raum zu schaffen, eine erlebbare "negative" Skulptur, die man nicht wie gewohnt nur von außen betrachten, sondern die man begehen und als meditativen Raum ohne vorher festgelegten Standort, erfahren sollte.

Environmental Art

Anfang 70er

- entstanden in der Zeit wachsendem ökologischen Bewusstseins

- in der naturorientierten Kunst (ökologisch orientierte Kunst), die hauptsächlich mit Naturmaterialien in einer schon relativ Kultivierten Landschaft arbeitet

- sie wurde als Gegenströmung der grossdimensionierten Earth Art / Earth Works in unberührter Natur verstanden

- Vergänglichkeit und Zerfall im Zyklus der Natur spielen eine wichtige Rolle

- Die Formensprache ist meist durch einfache, strenge Geometrien gekennzeichnet

Prominente Vertreter:

Andy Goldworthy, Ricard Long, David Nash, Nils Udo, ......

Land Art

Ende 70er

- Die Bezeichnung 'Land Art' wurde 1969 vom deutschen Filmemacher und Fernsehgaleristen Gerry Schum mit seiner ersten Fernsehausstellung "Land Art" (Ausstrahlung am 15. April 1969 im SFB) geprägt und ist seither v.a. in Deutschland gängig.

Natur-Art

Heute wird die Bezeichnung "Land Art" in sehr verallgemeinernder Weise - und häufig aus werbestrategischen Gründen - auf jede beliebige Art von Natur-Kunst oder Kunst in der Landschaft angewendet, obwohl aus kunsttheoretischer Sicht keinerlei konzeptionelle Beziehung zur ursprünglichen Land Art der 60er Jahre (siehe oben) gegeben ist.